Kinder brauchen kein Time-Out - sondern Time-In

Heute hatte ich ein Interview und man fragte mich gleich zu Anfang, was Eltern tun sollen, wenn Kinder Wutanfälle "gezielt" einsetzen würden. "Gezielt einsetzen"? Ich war total irritiert.

Heute hatte ich ein Interview und man fragte mich gleich zu Anfang, was Eltern tun sollen, wenn Kinder Wutanfälle "gezielt" einsetzen würden. "Gezielt einsetzen"? Ich war total irritiert, weil ich davon ausgehe, dass Kinder kooperieren wollen. Aber da wurde mir wieder klar, wie unterschiedlich Menschenbilder sind: Ich sehe Kinder als in sich gut und andere sehen Kinder als kleine Strategen. Und wenn man Kinder als kleine Tyrannen sieht, die mich gezielt stressen, dann darf man sie auch mal in die Ecke schicken, oder? Ich bin mir bewusst, dass Eltern manchmal schlicht nicht mehr weiter wissen, sich nicht anders zu helfen wissen, als die Kinder zu bedrohen, wegzuschicken oder zu strafen. Das passiert, wenn wir selbst nicht gelernt haben, klare Grenzen zu ziehen, ohne den anderen zu verletzen. Denn auch das muss der Homo Sapiens lernen.

Besonders unter Stress. Und wenn er es nicht gelernt hat, dann greift er auf uralte Muster zurück. "Aber ich schlage mein Kind doch nicht!" höre ich dann manchmal. Ja, stimmt. Aber die Region, die im Gehirn auf soziale Ausgrenzung reagiert, liegt genau da, wo das Gehirn auch körperlichen Schmerz registriert - es macht darin keinen Unterschied. Beides tut weh. Beides hinterlässt Spuren.

Im §1631 BGB steht nicht umsonst, dass Kinder das Recht auf physisch UND psychisch gewaltfreie Erziehung haben, Zitat: "(2) Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig." 

Jesper Juul hat mal gesagt: "Fragen Sie sich bei jeder Erziehungsmethode, ob sie das mit ihrem/r PartnerIn machen würden." 
Sicher gibt es Studien dazu, warum es Kindern auch schadet, aber die brauchen wir hier gar nicht. Es ist schlicht nicht erlaubt. Weil es weh tut.